Nach einem vierstündigen Schultag holten die vier Mädchen Laura, Ceylin, Tara und Huong, die am Camp teilnehmen würden, ihre Reisetaschen von zu Hause. Fragestellungen wie "Dürfen wir auch einen Koffer benutzen?“ bewiesen eine enorme Reiselust - teilweise waren sie noch nie davor auf einer Schüler:innen- oder Schulreise.
Am Südkreuz angekommen, fuhren wir durch das graue Nieselwetter Ostdeutschlands nach Leipzig zum Hauptbahnhof. Dort erwartete uns eine vollkommen verkehrsberuhigte Stadt. Leipzigs Öffentliche befanden sich im Generalstreik; Taxen waren bis zum nächsten Tag ausgebucht. Die Spannung und gleichzeitig die Ermüdung der Mädchen stieg an. Da kam die „ Rettung“ – ein Dönerladen. Ceylin bestellte gleich Döner im fließenden Türkisch für sich und ihre Gefährtinnen. Zu unserer Unterkunft der Leipziger Jugendherberge, brachte uns schließlich eine Mutter freundlicherweise privat. Hier traten wir nach dem Abendessen gleich das erste Turnier an. Es waren vier Trainerinnen und Herr Jörg Scholz, Vorstandsmitglied des deutschen Schachverbandes vor Ort.
Bis 22.15 Uhr spielten die insgesamt 21 Teilnehmerinnen tapfer ihre Runden. Bettruhe war um 23.00 Uhr.
Um 8.00 Uhr ging es zum Frühstücken, um 9.00 Uhr zum Training in drei Spielgruppen bis 12.00 Uhr mittags: Uhr stellen, Remise Möglichkeiten, Notation und viele Stellungsübungen bereicherten die Stunden.
Ab 15.00 Uhr war eine Fahrt mit der Tram in das Zentrum von Leipzig vorgesehen. Freie Zeit für die Mädels zum Shoppen und Staunen. Historische Aspekte - Nebensache.
Alle waren mit Handys ausgestattet und so war die "lange Leine" rein digital.
Ich selbst suchte das „historisch interessanteste Café der Stadt" im Festungsgraben auf Empfehlung eines Kollegen, eines Geschichtslehrers, der die Stadt selbstverständlich historisch erobert hatte. Ich fand dort eine tentakelartige Skulptur lesend in einer zerlöcherten Zeitung und Comic -Zeichnungen aus dem Alltagsleben, vor.
Zum Abendessen erschienen natürlich nur die, die nicht bei Burger King futtern waren - und das waren wenige.
Anschließend fand ein Blitzturnier von 4 Runden ( insgesamt vierminütig ) statt. Etwas müde von der Stadttour zogen trotzdem alle mit. Danach war freies Spielen am Kicker, Gesellschafts- und Schachspiele, wie das amüsante Zirkus- und Geisterschach, angesagt.
Am Sonntag starteten wir gleich nach dem Frühstück zum Bowling am Messezentrum, wo sich zwei Mannschaften formierten und dazu eine hausgemachte Limo, alles auf Kosten der Deutschen Schachjugend e.V., genossen.
Für den Nachmittag fanden Trainings in Kleingruppen mit je ca. 5-6 Spielerinnen statt. Individuelles Spiel, Schach Matt in einem, zwei oder drei Zügen. Die Trainings durch die vier Trainerinnen erfolgte bis in die frühen Abendstunden.
Abends gab es wieder ein Turnier mit vier Runden und anschließend ein achtminütiges Tandem-Schach, bei dem stärkere mit schwächeren Spielerinnen gemeinsam spielten. ( 2 Uhren, Bauern werden nicht umgewandelt) und Bulletschach, was schneller als Blitzschach gespielt wird. Ab 22.00 Uhr war Bettgeh-time.
Am Montag gab es erstmal Räuberschach nach dem Frühstücksbuffet und anschließend erfolgte die Siegerehrung mit Gummibärchentüten. Nun ja 😊
Bis zum Mittagessen erhielten einzelne Mädchen wie u. a. Laura und Ceylin individuelles Strategietraining. Beide waren konzentriert bis zu leichten Kopfschmerzen - so intensiv der Erfahrungszuwachs.
Geisterschach, Atombombenschach und andere Phantasiekreationen rundeten die Zeit bis zum Mittagessen ab.
Danach gab es noch eine Abschlussrunde und ab ging es Richtung Bahnhof, Berlin und Schule, wo die Mädels nice erschöpft und erfüllt ihren Heimweg mit einem Schach- T- Shirt, was ich für unsere Mädels ergattert hatte, antraten.
Sehr berührend- sehr bereichernd – sehr progressiv
Es lebe der Mädchenschach !!!
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